Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat die Bundesregierung aufgefordert, bei der Neuausrichtung ihrer Pläne für die Energiewende insbesondere die Kosten in den Blick zu nehmen. In den letzten Jahren hätten drohende Kostensteigerungen zumindest teilweise durch eine Steigerung der Energie- und Materialeffizienz aufgefangen werden können. Doch die Möglichkeiten seien geringer geworden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, „Handelsblatt-Online“.
„Die Politik muss daher mit hoher Priorität die Kosten der Energiewende senken.“ Die Planungen von Bund und Länder für Netzausbau und Ausbau der erneuerbaren Energien müssten besser koordiniert werden, sagte Wansleben weiter. Der Einspeisevorrang der Erneuerbaren müsse begrenzt werden, damit nur für Strom bezahlt wird, der auch eingespeist werde.
„Und wir müssen die Energiewende mit unseren Nachbarn in Europa abstimmen“, fügte Wansleben hinzu. „In einem großen Strombinnenmarkt liegen große Vorteile, die sich auch in niedrigeren Strompreisen niederschlagen können.“ Vor einem Scheitern der Energiewende und den damit verbundenen Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland warnte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg.
„Dass es bei einem solchen Mammutprojekt immer wieder Hindernisse gibt, ist völlig normal“, sagte Landsberg „Handelsblatt-Online“. Daher sei das von der Politik angekündigte „Nachsteuern“ auch sinnvoll. „Anderseits dürfen wir das Projekt nicht gleich wieder grundsätzlich in Frage stellen und müssen beim Bürger noch mehr dafür werben, dass er bereit ist, die Lasten zu tragen.“
Denn von Anfang an sei klar gewesen, dass es die Energiewende „nicht zum Nulltarif“ geben werde. Landsberg führte Berechnungen der staatlichen KfW-Bankengruppe an, wonach durch die Energiewende jährlich Kosten von etwa 25 Milliarden Euro entstünden. „Dabei muss man auch bedenken, dass Energiekosten ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sind“, sagte der Städtebund-Geschäftsführer. So konzentriere sich die öffentliche Diskussion „viel zu sehr“ auf den klassischen Vier-Personen-Haushalt.
Beim Energieverbrauch betrage der Anteil der Haushalte jedoch nur 28,6 Prozent, während die Industrie mit 26 Prozent, das Gewerbe mit 16,2 Prozent und der Verkehr mit 29,2 Prozent zu Buche schlügen. Die Energiewende bewirke aber nicht nur Risiken. Sie sei auch „eine große Chance für Innovationen und Arbeitsplätze“, fügte Landsberg hinzu. „Notwendig ist allerdings, die angestrebten Ziele mit Augenmaß, Blick auf die Preisstabilität und Transparenz für die Bürger voranzutreiben.“
(dts Nachrichtenagentur)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Kommentieren